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Geschichte


Geschichtliches

Groß Escherde ist eines von zehn Dörfern der Gemeinde Nordstemmen. Dort leben gut 600 Einwohner. Der Ort liegt zwischen der alten Handelsstraße Hildesheim – Paderborn, der heutigen Bundesstraße 1, und dem nördlichen Abhang der Hildesheimer Berge. Entstanden ist er wahrscheinlich 200 bis 300 Jahre nach Chr. als Runddorf um den heutigen Thie herum.

Der Name Escherde geht vermutlich auf das altsächsische Hesschehiriti mit der Deutung Feld des Herrn oder Herrenfeld zurück. Eine erste urkundliche Erwähnung geht auf das Verzeichnis der Schenkungen des Klosters Corvey und das Jahr 972/73 zurück. Unter Escherte findet der Ort 1144 Erwähnung. 31 Jahre später taucht der Name Luippoldus de Esscherten auf und im Jahre 1203 bestätigt Bischof Hartbert von Hildesheim die Stiftung eines von Lippold von Escherde gegründeten Benediktinerinnenklosters in Escherde. Wiederum gut 30 Jahre später wird das Kloster nach Bovingehusen verlegt, das nun ebenfalls Escherde und heute Haus Escherde genannt wird. Das Dorf Escherde erhält vorübergehend den Namen Alt Escherde und seit Anfang des 14. Jahrhunderts den noch immer gültigen Namen Groß Escherde.

Mit ihrem Wappen, zwei senkrecht stehenden und mit den Bärten nach außen gedrehten goldenen Schlüsseln auf rotem Grund erinnern die Groß Escherder an das Rittergeschlecht der von Escherder, zu denen auch Lippold gehört hatte. Das Rittergeschlecht führte diese Schlüssel schon in seinem Wappenbild.


Historische Baulichkeiten

St.-Johannes-Kirche

Zu finden: Schulstraße

Die evangelische St.-Johannes-Kirche, eine neugotische Backsteinkirche mit Westturm, wurde 1891 nach Plänen des Hildesheimer Architekten Söchting gebaut.

An ihrer Stelle stand ursprünglich die 1203 von Lippold von Escherde gestiftete 18 Meter lange und 5 Meter breite Bruchstein-Kirche, die wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste und von deren Ausstattung nur wenige Teile in die heutige Kirche übernommen wurden.

Erhalten geblieben ist das bogenförmige Sandstein-Tympanon, welches über dem Portal der alten Kirche angebracht war. Das Bogenfeld ist von einem Blattfries umrahmt und durch eine wulstförmige Blattranke in der Mitte in zwei Hälften geteilt. In der linken Hälfte erkennt man eine maiskolbenartig gemusterte kurze Mondsichel und darunter einen männlichen Kopf mit kurzem Haar, in der rechten die Sonnenscheibe mit Blattmusterung und einem menschlichen Gesicht in der Mitte. Um sie herum rankt sich eine sich in den Schwanz beißende Schlange. Schräg darunter ist ein weiteres Gesicht zu sehen.

Darüber hinaus erhalten geblieben sind im Fußboden des Kirchenschiffs vor der Tür zum Turm die Grabplatte des Groß Escherder Pastors Andreas Behrens (1660 bis 1695), der die Gemeinde vier Jahre lang betreut hatte, die Grabplatte eines Unbekannten im Boden hinter dem Altar sowie der in die Sakristeiwand eingemauerte Grabstein eines jungen Mannes aus dem Jahr 1758.

Ebenfalls erhalten geblieben ist ein zwölfarmiger Messing-Kronleuchter aus dem Jahr 1716.

Zum Anlass des hundertjährigen Kirchweihfestes erhielt die Kirche 1991 zwei neue Chorfenster. Da nicht bekannt ist, ob die Kirche Johannes dem Evangelisten oder Johannes dem Täufer geweiht ist, zeigt das linke Fenster die Figur des Evangelisten, über ihm das für ihn typische aufgeschlagene Buch, darüber sein altchristliches Symbol, den Adler. Kreuz und Kelch in seinen Händen stehen für Johannes als den Verkünder der Wahrheit und des Evangeliums.

Das rechte Chorfenster zeigt den Täufer, der mit seinen Händen Wasser über das Haupt Jesu gießt. Darüber sind die Taube als Symbol des Heiligen Geistes sowie die ausgestreckte Hand Gottes zu erkennen.

Die Kirche ist nur zu Gottesdienstzeiten geöffnet.

Pfarrhaus

Zu finden: Schulstraße 16

Während in früheren Zeiten die katholischen Prediger des Klosters Escherde, die auch für die seelsorgerischen Aufgaben in Groß Escherde zuständig waren, im Kloster wohnten, kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass nach der Einführung der Reformation schon um 1553 eine evangelische Pastorenfamilie im Ort lebte. Aus Visitationsprotokollen geht hervor, dass bereits im Jahre 1588 ein Pfarrhaus an der Stelle des heutigen direkt neben der Kirche gestanden hat. Dieses war jedoch zwischenzeitlich baufällig und wurde abgerissen. Das heutige Pfarrhaus, ein zweigeschossiger Fachwerkbau, geht zurück auf das Jahr 1830. Die Pfarrerstochter Elisabeth Rautenberg, die ihre Kindheit Anfang des 20. Jahrhunderts in diesem Haus verbrachte, erzählt:

Das Haus steht auf feuchtem Grund. Wenn alle Brunnen austrockneten, gab es bei uns im Sommer immer noch Wasser. Oft stand sogar der Keller wochenlang unter Wasser.

(Häuser- und Höfebuch, S. 288)

Erst 1954 erhielt das Pfarrhaus eine Hofentwässerung und die bis 1959 verlegten Wasserleitungen und endlich eingebauten sanitären Einrichtungen machten der Feuchtigkeit ein Ende. In den folgenden Jahren wurde es Schritt für Schritt modernisiert und dient bis heute als Wohnhaus für den Pfarrer von Groß Escherde.

Das Pfarrhaus ist bewohnt und daher nur von außen zu besichtigen.

Klostergut (Hof Steinhoff)

Zu finden: Schützenstraße 4

Das sogenannte Klostergut ist vermutlich der älteste Hof Groß Escherdes. Auf dem im Vergleich zum Niveau des übrigen Dorfes höher gelegenen Gelände wird vermutlich die erste Siedlung des Ortes entstanden sein, sicher hat dort bis zum Dreißigjährigen Krieg ein Fachwerkhaus gestanden. Möglicherweise ist auf dem Grundstück des Hofes um 1200 auch das erste Gebäude des Klosters Escherde entstanden. Teile der alten zum Kloster gehörenden Mauer begrenzen bis heute das Hofgelände zur Straße. An die über Jahrhunderte auf dem Klosterhof betriebene Schafzucht erinnert noch heute der alte Schafstall. Ebenso erhalten geblieben ist die Scheune des Gutes.

Haus Schützenstraße 8, früher Teichstraße 2

Zu finden: Schützenstraße 8

Über dem Scheunentor des Hauses an der Schützenstraße Ecke Doikstrote fällt die Inschrift über dem Scheunentor ins Auge. Sie erinnert an das Ehepaar Steinhoff, das im Jahre 1818 diese Scheune neu erbauen ließ. Christoph Steinhoff hatte den Hof bereits von seinem Vater übernommen. Bis zum Jahre 1966 blieb der Hof im Besitz seiner Nachkommen. Tatsächlich aber gehörte diese Hofstelle zu einer der ältesten Groß Escherdes und wird schon im Jahre 1537 als Grundbesitz des Capitulo St. Crucis (Stift Hl. Kreuz) in Hildesheim erwähnt.

Gleichzeitig steht sie aber auch in Verbindung mit einer außergewöhnlichen Geschichte in jüngerer Zeit, denn das Haus hatte früher die Bezeichnung Teichstraße 2 (Doikstrote). Sein heutiger Besitzer erzählte, wie es zu seiner neuen Adresse kam:

Eines Tages kam mein Nachbar… und sagte zu mir: 'Herr …, wir ziehen um!' Ich fragte, wo ziehen wir denn hin? … antwortete: 'Die Doikstrote gefällt mir nicht, wir ziehen um in die Schützenstraße, machen Sie mit? Ich habe in der Schützenstraße noch ein paar Nummern frei.' So wohne ich jetzt in der Schützenstraße.

(Reckel, Erich und Karin, Häuser- und Höfebuch von Groß Escherde, S. 379)

Nobiskrug

Zu finden: Stöckumer Straße 1, außerhalb des Dorfes an der B1 nach Hildesheim beziehungsweise Hameln

Holländer Windmühle

Zu finden: Stöckumer Straße nördlich des Nobiskrugs

Die auf der Nordseite der Stöckumer Straße (B1) und etwa 200 Meter vom Nobiskrug entfernt stehende Holländer Windmühle wurde 1866/67 vom Groß Escherder Müller Hermann Behrens errichtet. Der Name dieser aus Ziegelsteinen gemauerten Mühle geht zurück auf holländische Mühlenbauer. Kennzeichen dieses Mühlentyps ist die auf einen hölzernen oder gemauerten Turm aufgesetzte drehbare Kappe oder Haube, an der die Flügel angesetzt sind.

Nach dem Tode ihres ersten Besitzers ging die Mühle in der Folgezeit in die Hände unterschiedlicher Müller über. Bereits 1931 wurde sie durch einen Dieselmotor angetrieben und das Rutenkreuz damals schon zur Hälfte, später ganz abgenommen.

Nachdem der Mühlenbetrieb eingestellt war, wollte zunächst die evangelische Kirchengemeinde Groß Escherde das Gebäude kaufen und zu einem Jugendzentrum umbauen. Dieses Vorhaben zerschlug sich jedoch, da die veranschlagten Baukosten von der Landeskirche Hannover als zu hoch erachtet und das Projekt darüber hinaus aus Gründen der mangelnden Verkehrssicherheit nicht genehmigt wurde.

Seit 1980 sind Mühle und Zuwegung in Privatbesitz, das Gebäude wird als Wohnhaus genutzt und ist daher nicht zu besichtigen.